www.bikeamerica.de - Reisebericht über unsere Panamericana-Tour 9

Andenbahn und Blaufußtölpel

Mittelpunkt der Erde: Ecuador

Quito, 7.00 Uhr morgens: die große Boeing zieht eine sanfte Schleife über irrwitzige, schneebedeckte Vulkankegel, dann über ein hügeliges, verschachteltes Häusermeer und setzt sanft auf der Landebahn des Aeropuerto Internacional Mariscal Sucre auf. Mit schönstem Wetter empfängt uns Südamerika, gleichzeitig aber auch mit grimmiger Morgenkälte, wie wir beim Aussteigen schlotternd feststellen müssen. 2800 Meter hoch liegt Quito immerhin, unsere bisher höchste Flugankunft, und man meint, man müsse in der dünnen Luft schon ein wenig schneller atmen.

Nicht empfängt uns jedenfalls der Fahrer unserer Reiseagentur, bei der wir das Hotel für die ersten Tage, Mietwagen und Bahnfahrt nach Guayaquil gebucht haben. Schade zwar, dass jetzt eine "fahrradlose" Etappe ansteht, aber wir haben halt mal wieder nur recht wenig Zeit, die Bahnfahrt über die "Teufelsnase" lockt, und Galapagos ist eh kein Terrain für Biker. Schweren Herzens haben wir also auf unsere Iron Horses verzichtet, aber für den Moment, im Gewimmel des Flughafens, sind wir sogar ganz froh, dass wir nur mit leichtem Gepäck unterwegs sind.

"Wo wollt ihr denn hin?" fragt da plötzlich eine Stimme in akzentfreiem Deutsch. Und so lernen wir Fernando kennen, dessen Bekanntschaft sich später noch als ungeheuer nützlich herausstellen wird. Der kleine kugelförmige, freundlich grinsende Bursche ist uns gleich sympathisch - Fernando ist freier Reiseleiter und besitzt einen ausgeleierten Daimler (Strich Acht, gut dreißig Jahre alt, aber sauber lackiert und frisch aufgepolstert. Damit schaut er immer, was so am Flughafen und bei den kleineren Reiseagenturen für ihn abfällt. In Alemania hätte einer mit Fernandos Fähigkeiten eine gesicherte Stelle als Sprachlehrer, Dolmetscher oder Manager in einem Reiseunternehmen. Hier kann er trotz seiner Qualitäten nur gerade das Nötigste zusammenkratzen, um seine Frau und seine vier Kids zu ernähren; er weiß oft nicht, was der nächste Tag bringt und strahlt trotzdem eine ungeheuer zufriedene Lebensfreue aus - eine Einstellung, die wir in Lateinamerika oft bewundert haben.

Der Transfer in die Stadt ist also gesichert; Fernando kennt natürlich jedes Hotel. In unserer Bleibe für die nächsten zwei Tage am Parco El Ejido draußen angekommen legen wir uns zuerst mal hin; beide fühlen wir uns leicht matschig und haben Kopfweh, Tribut an die miese Luft in Quito und an die Hochlage - schon hier wird uns klar: wenn wir mal später mit dem Rad in die Viertausender-Regionen vordringen wollen, geht ohne eine angemessene Höhenakklimatisierung wirklich gar nichts.

Quito - Plaza de la Independencia

Quitos Altstadt, UNESCO-Weltkulturerbe schon seit 1979, gilt als Ort mit der größten Ansammlung bedeutender Kunstschätze in ganz Südamerika. Nun sind wir nicht so die totalen Besichtigungstouristen, aber eine Stadt mit solchem kolonialen und gleichzeitig indigenen Flair ist immer einen Rundgang wert. So wandern wir also zu Fuß die zwei Kilometer zur Ciudad antigua; die mit ihrem Gewimmel, ihren vielen Marktständen und den steilen Straßen und Gassen wirklich auf Anhieb gefällt. Letztere sind den Spaniern zuzuschreiben, die Quito 1543 auf den Ruinen einer alten Inkastadt gründeten, schachbrettartig natürlich, ohne Rücksicht auf die Topographie. Die ganze Stadt ist ein farbiges, durchaus sympathisches Chaos aus Indianerfrauen hinter Orangen- und Bananenbergen, fliegenden Souvenirhändlern, Schuhputzern, gesetzten Geschäftsleuten, Touristen aus aller Welt und Unmengen von Bussen und gelben Taxis, die die bergwärts gerichteten Einbahnstraßen hinaufkeuchen. Und natürlich gibt es den üblichen Zócalo, in diesem Fall die Plaza de la Independencia, mit Kathedrale, Regierungspalast und Rathaus.

Pracht und Prunk der Sakralbauten ist natürlich wieder gewaltig - die an sich schon gigantische Kathedrale (mit nicht nur einem, sondern gleich drei gotischen Kirchenschiffen) wird dabei noch übertroffen von der Compañia de Jesús, der Jesuitenkirche. Die Jesuiten waren die letzte der zahlreichen Ordensgemeinschaften, die sich im heutigen Staatsgebiet Ecuadors niederließen, und wollten sich als solche nach dem Motto last, but not least natürlich nicht lumpen lassen: Sage und schreibe sieben Tonnen Blattgold wurden aufgewendet, um das Innere der Compañia angemessen zu vergolden.

La Compañia

Natürlich sind ständig Restaurationsarbeiten nötig, schlechte Luft und Kerzenrauch lassen den Prunk dahinwelken, und so muss auch heute noch immer wieder der Blattvergolder kommen - daußen hingegen betteln die Armen in Scharen um ein paar Cents; das sind die heute noch sichtbaren Relikte von 500 Jahren Kolonialgeschichte.

Wesentlich angenehmer ist da der Convento San Augustin, ein sehr schönes Kloster, dessen Innenhof eine wunderbare Ruhe ausstrahlt. Nach einem guten Kaffee im La Zamba Teresa halten wir dann ein klappriges Taxi an und lassen uns zum Panecillo chauffieren, dem kleinen Vulkankegel mitten in der Altstadt mit seiner überdimensionalen Statue der Virgen de Quito. Eigentlich geht ja auch eine wunderbare Treppe hinauf, aber es ist fast sicher, dass man oben ohne Brieftasche ankommt - wirklich kein einziger Reiseführer versäumt es, vor den Ladrones Camineros zu warnen, die mit Vorliebe aufsteigende Touristen überfallen. Man muss es ja nicht gerade herausfordern, und so genießen wir den tollen Blick über Ecuadors Hauptstadt ohne Reue unter den wachsamen Augen des Taxista Luis und erfreulicherweise stets im Vollbesitz unserer (geringen) Barschaft.

Blick vom Panecillo

Am nächsten Morgen können wir dann unseren Mietwagen übernehmen, einen schon etwas gemolkenen Suzuki, 30.000 Kilometer Laufleistung erst, aber frühzeitig gealtert in der Härte des ecuadorianischen Verkehrswesens. Damit kämpfen wir uns zuerst mal durch dichten Stadtverkehr hinaus zur Mitad des Mundo nach San Antonio, wo nur wenig nördlich von Quito das Äquator-Denkmal steht. 30 Meter hoch ist das Bauwerk, gekrönt von einem gigantischen Messing-Globus. Warum aber ausgerechnet hier und nicht z.B. 100 Kilometer weiter östlich oder westlich die "Mitte der Welt" sein soll, das haben wir nicht begriffen. Wo ist die Mitte einer Linie, die eine Kugel umspannt?

Am Äquator-Denkmal Doch natürlich müssen wir auch das obligate Foto machen, ist schon ein lustiges Gefühl, mit einem Fuß auf der Nord- und mit einem auf der Südhalbkugel zu stehen. Dann erstehen wir noch in den umliegenden Souvenirläden Postkarten, einen Serviettenhalter und diverse Holzvögel. Da sieht man mal wieder den nicht unwesentlichen Beitrag des Autos zur modernen Konsumgesellschaft. Hat doch wesentlich mehr Ladevolumen, so ein Coche, als ein Bicicleta...

Gut 500 Kilometer sind es nach Cuenca, dem Ziel unseres einwöchigen Mietwagen-Trips, und das sicher durch die schönste Landschaft, die Ecuador zu bieten hat. Zwischen der Ost- und der Westkordillere der Anden verläuft eine fruchtbare Grabensenke, immer zwischen 2500 und 3500 Höhenmetern. Ein interessantes Mosaik an Indigeña-Feldern in allen Grün- und Gelbschattierungen zieht sich die Hänge hinauf, und die Krönung ist eine Reihe faszinierender Vulkangipfel von solcher Regelmäßigkeit, dass Alexander von Humboldt (er hielt sich auf seiner berühmten fünfjährigen Südamerika-Reise im Jahr 1802 in Ecuador auf) von einer regelrechten "Allee der Vulkane" sprach. Dabei sind einige noch recht aktiv, der Cotopaxi z.B., mit 5897 m höchster tätiger Vulkan der Erde, und vor allem der Sangay, in schöner Regelmäßigkeit Verursacher schwerer Ausbrüche und Erdbeben. Bei klarem Wetter muss die Vulkanallee fantastisch aussehen - wir haben jedoch Pech; im Gegensatz zu unserem Ankunftstag ist es meistens grau in grau, nieselt zuweilen, Sicht oft gleich Null, und manchmal gibt es kräftige Regengüsse.

Der Nationalpark Cotopaxi suchen wir natürlich trotzdem auf. Eine geschotterte Waschbrett-Stichstraße führt hinauf zur Laguna Limpiopungo auf 3800 m Höhe, wo man den besten Blick auf den gigantischen Vulkankegel hat. Manchmal reißt sogar die Bewölkung auf, Sonnenstrahlen, dramatisch treibende Wolkenfetzen - aber der Cotopaxi will einfach sein Haupt nicht enthüllen.

Cotopaxi

Na, sei's drum; Humboldt hatte mehr Glück, aber auch mehr Zeit, leider. Wir trösten uns dafür mit einem Besuch auf der Hacienda Lasso, einem ehrwürdigen, riesigen Landgut, wo der deutsche Privatgelehrte seinerzeit nächtigte. Das kann man auch heute noch (wenn man finanziell besser gesattelt ist als wir) - sogar in Humboldts Zimmer. Wir dürfen es besichtigen, nur ist das Bett gerade nicht gemacht.

Mehr Glück als mit dem Cotopaxi haben wir später mit dem Chimborazo. Eine staubige Stichstraße bringt uns durch ein romantisches Tal, wo die Zeit stehen geblieben scheint, ins Hochland auf rund 4500 Meter. Allerschönste Sicht ist heute, total beeindruckend liegt der mit 6310 m höchste Berg Ecuadors vor uns, völlig frei, nur mit ein paar Schneesturmwolken an den Gipfelflanken.

Chimborazo

Humboldt bestieg den Chimborazo am 23. Juni 1802, in "Straßenstiefeln und preußischem Bratenrock", wie es in einer späteren Veröffentlichung heißt - eine Wahnsinnsleistung, die man sich heute erst mal vor's geistige Auge führen muss. Um ein Uhr mittags stellte er, vom Gipfel nur durch einen bis dato unüberwindlichen Grabenbruch getrennt, mit blutunterlaufenen Augen, Schwindelgefühlen und unter Erbrechen sein Barometer auf und ermittelte nach der La Placeschen Barometer-Formel eine Höhe von 5878 Metern - die größte bis dahin jemals von Menschen erreichten Höhe, ein Rekord, der Humboldt gut siebzig Jahre erhalten blieb. Sein Ruhm in Südamerika wie in Europa wurde dadurch mehr gefestigt als durch so manches wissenschaftlich wesentlich bedeutendere Forschungsergebnis.

A. von Humboldt Humboldt und der Botaniker Bonpland

Tja, die Anden sind ein faszinierendes Gebirge, das war schon immer klar. Wie hoch sie aber eigentlich sind, davon erhält man erst einen Eindruck, wenn man das geschützte Hochtal verlässt (schließlich haben wir uns bislang fast nur auf so um die 3000 Höhenmetern und damit quasi in einer Falte des Dachfirsts bewegt) und hinunter in Richtung Oriente fährt. Baños ist deshalb unser nächstes Ziel, der berühmte Thermal-Badeort auf nur noch 1800 Höhenmetern. Auf der Fahrt dorthin durchstoßen wir die Wolkendecke, alles ist grün und feucht. Zum Schluss führt eine atemberaubende Straße durch den Canyon des Rio Pastaza hinunter in den dampfenden Dschungel des Amazonasbeckens. Doch die ist leider nach heftigen Erdrutschen derzeit gesperrt - wir heben uns den Absturz in die Tiefern der Urwälder also für Bolivien auf, dann sowieso per Rad. Und Baños ist auch so ein sehr angenehmer Ort, von allen Touris und den Einheimischen geliebt; manche verbringen ganze Wochen dort.

Weiter geht es auf der Panamericana, zurück im Hochtal, Kurs Süd. Für die gut 300 Kilometer von Ambato nach Cuenca brauchen wir acht Stunden. Fantastisch windet sich die Straße durch die schroffe Andenlandschaft mit ihrem bis hinauf in schwindelnde Höhen reichenden Felder-Flickenteppich. Löcher in der Straße, Schotterpassagen und endlose Baustellen verzögern die Sache.

Panamericana bei Cuenca

Trotzdem ist das die schönste Autofahrt, die man sich nur vorstellen kann - das sind ganz die Bilder, die ich aus meinem lange zurückliegenden Geographieunterricht herübergerettet habe. Und, um das Klischee komplett zu machen, passieren wir unterwegs noch unser erstes Inka-Monument, Ingapirca. Leider mal wieder in einer der häufigen Regenphasen, weshalb wir es bei einer kurzen Stippvisite belassen. Auf der nachstehenden Eintrittskarte sieht's heute noch am besten aus, trotzdem ist der aus fugenlos zusammengesetzten Steinblöcken erbaute kleine Sonnentempel recht beeindruckend und macht Appetit auf die Highlights drunten in Peru.

Eintrittskarte Ingapirca

Cuenca erreichen wir erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit und mieten uns im Hotel Presidente ein; zwei Nächte sind vorgesehen, die Stadt soll recht hübsch sein. Doch beim Einchecken treffen wir - Fernando! Der ist mit zwei deutschen Ehepaaren in seinem Daimler auf Privattrip und rät uns dringend, morgen schon vor dem ersten Hahnenschrei nach Quito zurückzufahren, denn ab übermorgen droht ein Indianerstreik, und dann ist die Panamericana blockiert, nur rund um Quito kann man dann noch Auto fahren. Offensichtlich sind die Indigeñas sauer, weil die staatliche Krankenversicherung ihren Leistungskatalog reduziert hat und die Sozialleistungen für Familienmitglieder weggefallen sind; soll eine längere Sache werden, man kennt das ja aus der Presse, Bolivien, Titcacasee und so weiter. Tja, da reicht's in Cuenca leider nur für einen kurzen Rundgang durch die Markthalle und ein Bierlein in der Wunderbar, die einem Deutschen gehört. Auch dort rät man uns zum sofortigen Rückzug, na denn.

Am nächsten Morgen raus um fünf, dann fahren wir einen heißen Reifen, schleche Straße wie gehabt, und überholen sogar die Kings of the Road in Form diverser Fernbusse. Der Suzuki ächzt und stöhnt und hat am Abend, obwohl von Haus aus blau, fast die Farbe von gewachsenem Fels. Aber wir erreichen gerade noch rechtzeitig Sangolqui in der Peripherie von Quito und quartieren uns ein in der Hosteria Sommergarten (Zufallstreffer - gehört auch einem Deutschen. Ob jetzt vollends alle auswandern?). Dort verbringen wir zwei relaxte Tage in der Hängematte und am Pool, unter duftenden Hibiskussträuchern, umschwirrt von Colibris. Ein Hoch auf Fernando! Nur durch ihn können wir den Mietwagen rechtzeitig zurückgeben und haben uns den Preis von zwei Zusatztagen gespart. Drei Tage dauerte der Blockade-Spuk, wie wir später aus der Zeitung erfahren, nix ging mehr. Die Menschen mussten teilweise im Auto übernachten oder auf der Straße campieren - da haben Hängematte, Hibiskussträucher und Colibris doch einen wesentlich höheren Wohlfühlfaktor.

Straßenblockade

Langsam nähert sich das, für einen Eisenfahnfan wie mich jedenfalls, absolute Highlight unseres Ecuador-Trips: Die Fahrt mit der Andenbahn, dem Ferrocarril Transandino. Dazu finden wir uns eines schönen Morgens bei der Agentur Metropolitan Touring ein, werden freundlich empfangen und in einen Kleinbus verfrachtet. Dann geht es ab Richtung Riobamba, mit Fahrer Patricio, dem Absetzer Yasin, dessen Funktion wir uns zunächst nicht so recht erklären können, und unter Leitung von MariSol, die ein gut verständliches, jedoch höchst originelles Deutsch spricht.

Am späten Nachmittag sind wir da, checken ein im guten Hacienda-Hotel "Andalucia" (Humboldt wäre zufrieden gewesen), dann geht es zunächst mal zum Bahnhof und zum Bahnbetriebswerk. Sehr romantisch ist die ganze Anlage, ein bisschen abgewrackt, aber nicht ohne Charme - leider pfeifft die Andenbahn aus dem letzten Loch, und man muss froh sein, wenn überhaupt ein Zug geht.

Am Bahnhof Riobamba

1874 wurde mit dem Bau der spektakulären Zugstrecke begonnen, die von Durán (auf Meereshöhe) 2800 Meter hoch nach Riobamba ins Andenhochland klettert und einstmals Quito mit dem Ozean verband. Jahrzehnte dauerten die Arbeiten; viele Arbeiter kamen durch Unwetter und Krankheiten ums Leben, und als der erste Zug die 495 Kilometer nach Quito schnaufte, schrieb man bereits den 25. Juni 1908. Die Fertigstellung wurde damals als wichtiger Schritt Ecuadors in Richtung "Erste Welt" gefeiert - den Höhepunkt ihrer Aktivitäten erreichte die Bahn in den 50er-Jahren mit jährlich zigtausend Passagieren und einem Transportvolumen von gut 600.000 Tonnen. Das ist erstaunlich wenn man bedenkt, dass das Gelände so unwegsam ist, dass man beispielsweise die 500 Höhenmeter an der berühmten "Teufelsnase" nur durch vier Spitzkehren überwinden kann: Damals wie heute muss der Zug zweimal reversieren und den schwindelerregenden Ab- bzw. Aufstieg im Zickzack und im Schritttempo meistern. Kaum verwunderlich, dass, kaum war das andine Straßennetz fertiggestellt, die Bahn rasend schnell an Bedeutung verlor - heute sind es gerade noch die Touristen, wegen denen der Betrieb aufrecht erhalten wird. Nach den Indigeñas, deren unzugängliche Seitentäler auch heute noch oft nur per Zug oder auf Maultierpfaden erreichbar sind, fragt ohnehin keiner. Die Strecke Riobamba - Quito und der Ast nach Cuenca werden nach diversen Erdrutschen und Überschwemmungen längst nicht mehr befahren. Und die Einstellung der Reststrecke ist sicher auch nur noch eine Frage der Zeit.

Baldwin-Hochland-Dampflok

Immerhin gibt es am Bahnhof noch eine der berühmten Baldwin-Hochland-Dampfloks als Denkmal, ein paar weitere liegen in Teilen auf dem Gelände herum und lassen des Eisenbahnfans Herz bluten. Der Hauptverkehr wird heute mit vier französischen Dieselloks abgewickelt, die Waggons sind teilweise über 50 Jahre alt. Manchmal fährt auch der Autoferro, ein ausgedienter US-Schulbus, dem sie Schienenräder verpasst haben. Ein weiterer steht total zermatscht auf dem Gelände herum - hatte wohl eine "gefährliche Begegnung", aber die Arbeiter tragen's mit Fassung: "No hay problema, Maschine geht noch". Dann unterhalten wir uns noch, fleißig gedolmetscht von MariSol, eine ganze Weile über das ecuadorianische und das deutsche Eisenbahnwesen. Gibt es in Alemania wirklich Züge, die 300 km/h schnell sind? Aus welchem Material sind die Schwellen? Was kostet eine Fahrkarte von Frankfurt nach Berlin? Sicher mehr als einen ecuadorianischen Monatslohn, kaum traut man sich die Wahrheit zu sagen.

Im Ausbesserungswerk

Am nächsten Morgen dann Wecken um fünf; zum Frühstück gibt's ein Imodium, um den Darm stillzulegen - Klo ist nicht im Transandino, und halten tut er selten. Kurz vor sechs, der offiziellen Abfahrtszeit, sind wir am Bahnhof Riobamba, aber vom Zug ist noch weit und breit nichts zu sehen. Eine Menge Turistas stehen schon am Bahnsteig, darunter auch Yasin, der jetzt seinen großen Auftritt hat: Als der Zug endlich um halb sieben unter lautem Hupen rückwärts einläuft, beginnen ihn die ersten Touristen gleich zu entern, allen voran aber Yasin, der uns mit Zähnen und Klauen vier erstklassige Plätze erkämpft. Viele steigen auch gleich aufs Dach, und wenn man aus dem Fenster blickt, sieht man lauter baumelnde Stiefel.

Die Sonne scheint schon sehr schön auf den Chimborazo, als wir uns gegen 7.00 Uhr endlich in Bewegung setzen. Es ist klapperkalt im Waggon, denn hinter uns fehlt das Fenster. Im Ausbesserungswerk hält der Zug nochmals kurz; die Lok wird einer kleinen technischen Kontrolle unterzogen und an einer Minikapelle mit Weihwasser besprengt, bevor wir auf die Strecke gehen dürfen. Dann nehmen wir Fahrt auf, überqueren schlingernd und mit hohem Horn-Einsatz die Panamericana und machen bald ganz nett Fahrt, so um die 50 km/h ungefähr.

Nach einer Viertelstunde jedoch hält der Zug an einer leichten Steigung. Es steigt aber niemand ein, und wir fragen MariSol, was los sei. Die schickt Yasin zum Schaffner, und als er zurückkommt, sagt sie: "Das Maschine hat kaputt geworden, nicht genügend Leistung bringt für 3600-Meter-Pass, müssen zurück nach Riobamba." Na, Spitze! Wahrscheinlich war beim Weihwasser das Haltbarkeitsdatum abgelaufen.

Warten auf die Lok

Wir rollen also eine Viertelstunde zurück ins Ausbesserungswerk. Dort wird die Lok abgekuppelt und untersucht. Alle anderen herumstehenden Loks sind leider defekt, deshalb muss diese hier wieder auf Vordermann gebracht werden. Dazu wird extra ein Spezialist angefordert, der nach einer halben Stunde endlich eintrifft, leicht besoffen, leider, und auf zwei Hilfsbremser gestützt. Doch er macht sich sofort ans Werk, und gegen 8.30 Uhr rollt der Zug endlich wieder, aber diesmal nur fünf Minuten lang, dann tritt er wieder den Rückzug an. Die endgültige Reparatur soll wohl fünf Stunden dauern, das heißt, dass heute wohl kein Zug mehr nach Durán gehen wird.

Die Passajeros beginnen also auszusteigen und zum Busbahnhof zu marschieren, aber Yasin, der hier anscheinend jeden kennt, hat ausfindig gemacht, dass es wohl einen Autoferro geben wird, der ersatzweise eingesetzt wird. MariSol spricht: "Schleichen wir gemächlich zu dem Schuppen dort, langsam aber, damit nix merken andere Turista!" Tja, die Taktik geht auf, wir öffnen die Tür, entern den bereitstehenden Schienenbus, suchen vier schöne Plätze aus, dann geht ein Ruck durch die Touristenmassen und eine wahre Stampede bricht los. Dieser Yasin ist wirklich Gold wert!

Im Autoferro

Gegen zehn sind wir glücklich wieder unterwegs, ganz flott diesmal und so stark rumpelnd, dass man kaum fotografieren kann. Der Autoferro hupt pausenlos, bei der Ausfahrt aus dem Ausbesserungswerk verfehlen wir nur knapp einen Laster, und auf der weiteren Fahrt sehen wir ständig Indianer, die ihre Viecher von den Schienen scheuchen, denn um diese späte Zeit haben sie nicht mehr mit einem Zug gerechnet.

Angenehm verläuft die Fahrt, in Guamote kauft MariSol Käsebrote als Verpflegung, und dann hält der Zug erst wieder in Alausi. Sofort drängen unzählige Leute herein und aufs Dach, die schon den ganzen Tag gewartet haben. Der Lokführer will dann aber nicht mehr weiterfahren, weil der Zug so überlastet ist, dass sich das Dach nach innen wölbt und durchzubrechen droht. Schließlich müssen zehn renitente Italiener mit Polizeigewalt vom Dach gehievt werden, dann kann es endlich weitergehen.

Autoferro in Guamote

Jetzt kommt der schönste Abschnitt, über die Teufelsnase. Deshalb hängen alle nach rechts aus dem Fenster, so dass der Zug fast umkippt. Das Tal des Rio Chanchan ist aber auch wildromantisch, und bei der berühmten Reversierstrecke sieht man schon unten den Bahnhof Sibambe liegen. Viermal muss der Hiwi abspringen und eine Weiche umlegen, dann geht es in entgegengesetzter Richtung weiter. Nach einer halben Stunde sind wir unten. Tja, beeindruckend, als wahrer Eisenbahnfan muss man das einmal im Leben mitgemacht haben.

Spitzkehre Bahnhof Sibambe

In Sibambe will der Lokführer eigentlich niemand mehr mitnehmen, aber die Indigeñas haben eine Eisenstange quer über die Schienen gelegt, um den Zug zum Halten zu zwingen. Sie warten nämlich hier schon ein paar Tage, und wenn sie jetzt nicht ihre Feldfrüchte auf den Markt schaffen können, gehen diese kaputt und eine Straßenverbindung hierher gibt es nicht. Nach längerer hitziger Diskussion dürfen dann auch die meisten einsteigen, und viele Säcke werden im Mittelgang gestapelt. Und so erreicht der Zug dann, zum Bersten gefüllt, nach lager Fahrt durch üppiges Grün Bucay, im heißen Tiefland, wo Patricio mit dem Auto auf uns wartet.

Am Bahnhof Bucay

Dann geht es durch ausgedehnte Bananenplantagen nach Guayaquil, wir beziehen ein schönes Hotelzimmer und freuen uns zum ersten Mal auf diesem Trip über die vorhandene Klimaanlage. Toller Tag gewesen heute, fast ein kleines Abenteuer. Patricio, MariSol und Yasin aber steigen wieder ins Auto und fahren gleich den langen Weg zurück, denn schon morgen müssen sie im Autrag von Metropolitan die nächsten Touris über die Teufelsnase lancieren.

Am nächsten Morgen sitzen wir im Flieger, Kurs Galápagos. Knapp 1000 Kilometer von der Küste entfernt liegen die sechs großen, zwölf kleinen und diverse weitere winzige und winzigste Vulkaninseln im Meer, die Encantadas, die "Verzauberten", wie sie früher, zu Piratenzeiten, gerne genannt wurden - nicht aber etwa wegen ihrer Schönheit, sondern weil sie mit den primitiven Navigationsinstrumenten damals schwer zu finden waren und die Seeleute behaupteten, die Inseln würden je nach Lust und Laune auftauchen und wieder verschwinden.

So rein vom Flugzeugfenster aus kann man auch kaum von Schönheit sprechen, müssen wir denken, als die alte 727 der TAME beim Landeanflug den Archipel umkreist. Schon Hermann Melville, Auto des berühmten Romans "Moby Dick", beschrieb 1841 in einem Reisebericht Galápagos wie folgt: "Wer sich von den Encantadas, den verzauberten Inseln, ein Bild machen will, denke sich fünfundzwanzig Schlackenhaufen irgendwo außerhalb der Stadt; man stelle sie sich als Berge vor und den Zwischenraum als Meer, dann hat man ein wirklichheitsnahes Bild der Encantadas: eher einer Gruppe erloschener Vulkane als eine Inselgruppe, bietet sie etwa den Anblick, wie ihn die Welt nach einem göttlichen Strafgericht in Gestalt eines Feuerregens bieten würde."

Galápagos - Insel Bartolomé

Melville hielt Galápagos für den trostlosesten Ort der Welt. Auch der Entdecker der Inseln, der spanische Bischof Tomás de Berlanga, den die Merreströmungen 1535 während einer Flaute dorthin verschlagen hatten, war nicht von Sympathie überwältigt. Er schrieb an Kaiser Karl V.: "Ich glaube nicht, dass man hier nur ein Büschel Korn säen könnte. Die Inseln sehen aus, als habe Gott irgendwann Steine regnen lassen; und die Erde ist wie lauter Schlacke."

Erst der Naturforscher Charles Darwin ließ sich von Galápagos faszinieren. Seine Untersuchungen über die Entstehung der Tierarten lockte im 20. Jahrhundert zahlreiche Wissenschaftler an: Auf Galápagos lässt sich nachvollziehen, wie sich Lebewesen über Jahrmillionen hinweg ihren Lebensbedingungen anpassen. Durchaus ungewohnten Verhältnissen übrigens, denn die Vorfahren jener Tiere, die es nur auf Galápagos gibt, waren unglückliche Schiffbrüchige und Irrläufer, allerlei Echsen des südamerikanischen Dschungels, die ihre Passage auf dem Treibgut der Flüsse absolvierten und von der Meeresströmung nach Westen befördert wurden; verirrte Vögel mit guter Kondition; schließlich Pelzrobben und Pinguine, die ihrer südpolaren Heimat überdrüssig waren.

Ungefähr drei bis vier Millionen Jahre sind die vulkanischen Galápagos-Inseln alt - jung im Vergleich zur Erde, aber alt genug, um die Nachkommen der tierischen Einwanderer jeglichen Fluchtinstinkt "vergessen" zu lassen. Für die Riesenschildkröten, die drachenartigen Land- und Meerleguane, die verschiedenen Vogelarten und auch die aus California stammenden Seelöwen waren die Galápagos-Inseln ein Paradies ohne natürliche Feinde; gefährlich wurde es für sie erst vor rund dreihundert Jahren, als Seefahrer sich hier mit Schildkrötenfleich verproviantierten und auch andere arglose Kreaturen nur so aus Spaß dahinmetzelten.

Heute sind die Inseln längst zum "Erbe der Menschheit" erklärt worden und zum ecuadorianischen Nationalpark. 80 US$ p/pax sind fällig bei der Landung, quasi als Nationalpark-Eintritt. Da muss der Touri kräftig schlucken, aber das deckt, wie wir der einschlägigen Fachliteratur entnehmen, gerade mal die Kosten für die Erhaltung dieses Naturparadieses und für die halbe Hundertschaft an Wildhütern und für den obligatorischen Guide, ohne den man keinen Fuß auf die kleineren Inseln setzen darf. Um uns kümmern sich während unseres einwöchigen Aufenthalts abwechseln Raoul und George - übrigens wohnen wir nicht wie die meisten Galápagos-Besucher irgendwo an Bord eines kleinen Kreuzfahrers: Unser Arrangement umfasst sieben Nächte im Hotel Delfin in Puerto Ayora und diverse Tagesauflüge mit der M.S. Delfin II.

Delfin II

Gute Wahl, müssen wir sagen; im Hotel schaukelt's nachts nicht so, und Puerto Ayora ist eine richtig nette Tropen-Kleinstadt mit ein paar sympathischen Bars und Kneipen, in denen abends die Lebenskünstler und Aussteiger herumhängen, einer verschlafenen Strandpromenade (hat schon was, so ein gemütlicher Abendbummel) und, kaum zu glauben - einem kleinen MTB-Vermieter! Aber jetzt haben wir uns schon für eine bike-lose Etappe entschieden, Schiff und Schiene quasi, Train and Toelpel, Mietwagen und Meerleguan - und zum Biken hätten wir anlässlich dem, was es auf Galápagos alles zu sehen gibt, auch gar keine Zeit.

Die ersten Meerleguane sehen wir schon gleich auf der Hafenmole von Puerto Ayora: Einer watschelt unbeholfen zwischen den Touristen umher; man muss aufpassen, dass man ihn nicht auf den Schwanz tritt, ein anderer sitzt fast wie ausgestopft an der Kante und blickt auf das Meer hinaus; Pelikane warten, ob von den Fischerbooten etwas für sie abfällt. Täglich steuert unsere "Delfin II" eine andere Insel an, neben den auch sehr interessanten unterschiedlichen Lavaformen sehen wir Riesenschildkröten in der Darwin-Station, goldgelbe Landleguane auf Sante Fé; Seevogelkolonien im Krater der Insel Daphne; Pinguine auf Bartolomé und Pelzrobben in den Lavahöhlen von Santiago. Dann gibt es flugunfähige Kormorane (aufgrund des reichen Angebots an Seafood haben sie das Fliegen verlernt) und natürlich unsere absoluten Favoriten, die Blaufußtölpel. Einfach hinreißend, wie sie sich bei der Balz gegenseitig ihre blauen Füße zeigen, genauso beim Landeanflug (zur Begrüßung). Ihren eigentlich völlig unpassenden Namen ("Tölpel") verdanken sie dem Watschelgang an Land, aber beim Fliegen haben sie absolut nichts Tölpelhaftes: Mit ihren bis zu 150 cm Flügelspannweite gleiten sie elegant über weite Strecken, und bei der Jagd ähneln sie mit ihrem nach unten abgewinkelten Kopf der legendären Concorde bei der Landung, um dann aus über 20 Metern Höhe wie ein Kamikaze in die Fluten zu stechen.

Meerleguan Galápagos-Krabbe
Blaufußtölpel Fregattvogel

Nur einen einzigen Konkurrent bei der Ernährungsfrage hat der Tölpel übrigens: den Fregattvogel, und der ist der absolute King of the Air. Die Fregatas reizen die Tölpel (im Flug, wohlgemerkt) so lange, bis diese einen Teil ihrer Beute herauswürgen, die dann schnellstens aufgefangen wird. Fregattvögel haben im Lauf der Jahre die Fähigkeit verlernt, ihr Gefieder einzufetten - sie können deshalb nicht mehr tauchen und sind so zur Nahrungsbeschaffung auf die Luftpiraterie angewiesen. Interessant auch ihr Balzverhalten: Die Männchen blasen einen roten Kehlsack auf und stoßen Klack- und Schnalzlaute aus, und schon kommen sie an, die Frauen. Tja, paradiesische Verhältnisse auf Galápagos, in jeder Hinsicht.

Auch die Gattung Homo Sapiens hat natürlich schon frühzeitig auf Galápagos ihr Paradies gesucht - eine internationale Gesellschaft besiedelt heute Puerto Ayora und die Inseln drumherum, das Telefonbuch umfasst Namen von Angermeyer bis Zarate. Trouble in Paradise blieb natürlich manchmal nicht aus - legendär die Story eines menschlichen Dramas, das sich anfangs der 30er-Jahre auf Floreana erreignete und in seinen Einzelheiten nie ganz aufgeklärt wurde.

1929 ließen sich der Berliner Dentist Friedrich Ritter und seine Freundin Dore Korwin auf der Insel nieder. Sie hatten sich alle Zähne ziehen lassen und benutzten gemeinsam ein Stahlgebiß. Beide waren Vegetarier, huldigten einer primitiven Naturphilosophie und dem Nudismus. Der Name ihrer Hütte, "Frie-do", war aus den ersten Buchstaben beider Vornamen zusammengesetzt und symbolisierte die ersehnte Ruhe. Für die wenigen Touristen war das Paar eine Attraktion. 1930 kam das deutsche Ehepaar Wittmer mit einem kleinen Sohn. Sie bewohnten erst Piratenhöhlen, um dann auf ein eigenes kleines Stück Land umzuziehen.

1932 landete schließlich die exzentrische Baronin Eloisa Bosquet de Wagner-Wehrborn mit Hausrat, Tieren und zwei Verehrern auf Floreana. Sie war angeblich die Frau eines französischen Barons, den sie in Istanbul kennengelernt und in Paris wieder verlassen hatte. Sie plante, das Hotel Paraiso für reiche Amerikaner zu errichten und warb in amerikanischen Zeitungen um Touristen, doch das Echo blieb aus. Die Baronin, ständig mit Reitpeitsche und Revolver bewaffnet, setzte sich als Monarchin der Insel in Szene. Sie stiftete Unruhe und verfeindete sich mit den Ritters, die sich als "philosophische Eremiten" gestört sahen. Ihren anfänglichen Geliebten Robert Lorentz ließ die Baronin zugunsten seines Nebenbuhlers Robert Philipson fallen und degradierte ihn zum Sklaven.

Eines Tages erschien Lorentz verstört bei den Wittmers und berichtete, die Baronin und Philipson hätten sich in einer Yacht auf- und davongemacht. Im Juli 1934 verließ Lorentz auf dem Schiff des Norwegers Nuggeröd die Insel. Fünf Monate später entdeckte man die ausgedörrten Leichen von Lorentz und Nuggeröd zufällig am Strand der Insel Marchena. Ritter deutete in einem Brief an seinen Freund Allan Hanock an, daß schreckliche Dinge auf der Insel Floreana geschehen seien. Als der Freund kam, war der Vegetarier Ritter schon tot. Er starb unter Krämpfen, vermutlich an einer Fleischvergiftung. Seine Freundin Dore fuhr mit Hanock nach Deutschland zurück, musste sich hier gegen Mordverdächtigungen verteidigen und landete schließlich in einer Berliner psychiatrischen Anstalt. Die Wittmers blieben auf Floreana - bis heute. Sie betreiben ein kleines Hotel mit Restaurant; Rolf Wittmer besitzt auch eine Jacht und bietet kleine Kreuzfahrten an. Apropos: Das Buch "Postlagernd Floreana" von Margret Wittmer, Bastei-Verlag, ist heute noch erhältlich und spannend von der ersten bis zur letzten Seite.

Post Office Bay

Postlagernd Floreana, der Titel ist übrigens nicht aus der Luft gegriffen: Hauptattraktion der Insel ist nämlich die Post Office Bay, wo in einem bereits seit 1793 erwähnten Holzfass die Weltumsegler (und natürlich neuerdings auch die restlichen Touris) die Post an ihre Lieben einwerfen. Es ist Usus, dass jeder Vorbeikommende die Tonne nach Karten in seine Heimatregion durchforstet, diese mit nach Hause nimmt und dort frankiert in den Briefkasten steckt. Auch wir machen das natürlich, als die "Delfin II" an unserem letzten Tag auf Galápagos die Post Office Bay anläuft, und finden drei Karten, eine nach Stuttgart-Botnang, eine nach Herne und eine nach Lüdenscheid. Kurz darauf zu Hause angelangt (zur Erinnerung: Ecuador war für uns ja eine vorgezogene Zwischenetappe) überantworten wir die Karte der Deutschen Bundespost - und kriegen zwei Tage später den Anruf einer glücklichen Oma: Ha, so schnell habe sie noch nie Nachricht von ihrer Enkelin aus dem Urlaub erhalten! Vielleicht sollten wir doch eines Tages eine Postagentur oder einen Expressdienst aufmachen. Aber viel lieber noch sind wir halt Reiseradler, und als solche freuen wir uns jetzt auf Peru!

 

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